Kennt ihr das?
Die letzten Monate waren echt hart. Ihr wart ständig am strugglen und habt irgendwie euer Leben überlebt und trotzdem denkt ihr immer wieder, dass es nicht genug war. Dass ihr doch mehr hiervon und davon hättet schaffen müssen. Dass ihr einfach nicht klar kommt im Leben und andere das alles doch so toll hinbekommen…
STOP!
Weißt du eigentlich, was du alles geleistet hast in den letzten Monaten? Mach dir das mal wirklich klar!
Vielleicht hast du gerade jemanden verloren und hast ganz viel Energie in Trauerarbeit stecken müssen.
Vielleicht ist deine Gesundheit so schlecht, dass es ein Wunder ist, dass du überhaupt so viel geschafft hast und nicht einfach nur jeden Tag im Bett liegen geblieben bist, weil das das einfachste (und vielleicht auch gesündeste) gewesen wäre?
Vielleicht kamen immer wieder unverhoffte Dinge in dein Leben, die dafür gesorgt haben, dass du alle Pläne über den Haufen werfen musstest.
Vielleicht musstest du wegen Covid in Quarantäne oder dein Kind oder Haustier wurde krank, vielleicht gingen noch deine Waschmaschine und dein Backofen kaputt, obwohl du das gerade gar nicht gebrauchen konntest oder tausend andere Möglichkeiten, wie einem das Leben manchmal in die Beine grätscht (füge hier einfach deine ganz persönlichen großen und kleinen Herausforderungen ein).
Und du hast verdammt vieles gerockt, obwohl du vielleicht schon lange gar keine Energie mehr hattest.

Also bitte schau nicht darauf, was nicht geklappt hat oder hätte besser laufen können. Schau darauf, was du da eigentlich gerockt hast. Du hast unter den gegebenen Umständen wirklich dein Bestes gegeben. Mehr ging nicht, sonst hättest du es ja gemacht!
Kein „Aber…“ – mehr geht manchmal einfach nicht
Und nein, ich akzeptiere kein „ich hätte doch trotzdem noch das und das machen können, wenn ich nur 5 Minuten weniger auf der Couch gesessen hätte“. Nein, wenn du es gekonnt hättest, hättest du es gemacht. Hättest du die 5 Minuten auch noch in Arbeit gesteckt, dann wärst du vielleicht zusammen geklappt.
Ja, es gibt immer wieder Momente im Leben, in denen wir uns aufraffen müssen und dann doch mehr geht, als man denkt.
Aber wenn dein Leben, so wie meines, die letzten Monate (oder Tage oder Wochen oder gar Jahre) extrem voll war von vielen unvorhergesehenen und auch schlimmen Dingen, dann hast du echt dein Bestes gegeben. Und dann solltest du nicht hart mit dir ins Gericht gehen, was nun nicht gut genug war, sondern dich mal dafür feiern, was du da eigentlich alles überstanden hast.
Der Mensch hat nur begrenzt Energie, das ist nun mal so. Wir können zwar immer mal über uns hinaus wachsen und über unseren Energielevel hinaus gehen, aber das werden wir nicht lange schaffen und dann geht gar nichts mehr. Deshalb können wir eben immer nur eine begrenzte Anzahl an Dingen in einem Tag unterbringen.
Und wir neigen ja sowieso schon dazu unsere ToDo-Liste unrealistisch lang zu gestalten, so dass wir ihr sowieso nie gerecht werden können und immer mit dem Gefühl zurück bleiben, nicht genug geschafft zu haben (deshalb bin ich übrigens auch ein Fan von der „Have-Done-Liste“, auf der man alles notiert, was man an einem Tag geschafft hat, anstatt eine Endlos-To-Do-Liste zu haben, auf der man unmöglich alles hätte abarbeiten können).
Natürlich in einer perfekten Welt würden wir immer alles was wir vorhaben perfekt hinbekommen und noch viel mehr. Aber das Leben läuft eben nicht immer so, wie wir es planen. Und das ist okay so.
Auch Dinge die nicht nach Arbeit aussehen, können Arbeit sein
Wenn du eben beispielsweise gerade trauerst, dann kostet diese Trauerarbeit viel Energie. Dann sitzt du vielleicht „nur“ auf der Couch und weinst. Und denkst hinterher, du hättest deine Zeit verschwendet, weil du in der Zeit super viel hättest schaffen können. Dabei ist das keine Verschwendung, sondern eben, das, was das Wort sagt „Trauerarbeit“. Arbeit, die viel Energie kostet und die so bitter nötig ist, damit wir einen Abschied gut verarbeiten und verkraften können. Sie ist so wichtig für dein Seelenheil. Und deshalb ganz und gar nicht umsonst oder nutzlos gewesen. Du hast damit dann verdammt viel geschafft, auch wenn es so aussehen mag, als ob du nur auf der Couch gelegen hättest.
Hättest du sie also als super wichtiges Prio-To-Do auf die To-Do-Liste geschrieben, könntest du nun einen großen Punkt abhaken.
Aber das machen wir nicht. Nein, wir machen uns Vorwürfe, dass wir nichts geschafft haben. Wie verrückt ist das? Leistung ist alles in unserer heutigen Gesellschaft. Dabei wird so gern vergessen, dass es doch um die Menschen selbst geht. Sinn unseres Lebens ist es doch im weitesten Sinne, dass wir ein gutes, erfülltes Leben führen und einander dabei so gut es geht zu unterstützen. Und nicht, dass wir möglichst produktive Maschinen sind, die das letzte Quäntchen Energie optimal und möglichst produktiv nutzen – egal ob die Maschine dann am Ende kaputt geht – ist ja einkalkuliert.
Nein, wir sind Menschen. Und Menschen sind nicht perfekt und müssen das auch gar nicht sein.
Wir geben unser Bestes
Wir geben unser Bestes mit allen Stöcken die das Leben uns so in unsere Fahrradspeichen wirft. Und können verdammt stolz darauf sein, dass wir immer wieder aufstehen, den Stock aus der Speiche ziehen und weiter fahren.

Also, wenn du gerade wieder dazu neigst dir vorzuwerfen, was du alles nicht geschafft hast, mach dir bitte bewusst, was du stattdessen alles geschafft hast und hast aushalten müssen. Und was dich das alles an emotionaler, gesundheitlicher etc. Energie gekostet hat. Und sei bitte mal stolz auf dich und deinen Kampfgeist. Du hast das Leben bis hierhin gerockt. Und du wirst es noch viel weiter rocken. Chapeau, dass du das geschafft hast. Wirklich toll!
Und jetzt gönn dir ein Stück Kuchen, einen leckeren Cappuccino, ein Glas Sekt, ein schönes Buch oder einen tollen Blumenstrauß und feiere dich und dein Leben! Du rockst!

Gehst du auch manchmal zu hart mit dir ins Gericht, weil du meinst, nicht genug geschafft zu haben? Erkennst du an, was du alles schon gemeistert hast? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.